Die Vorweihnachtszeit rollt wieder an und so ziemlich jeder Einkaufsladen (egal ob Fachgeschäft oder nicht) lockt mit vermeintlich günstigen Einsteigerkeyboards, teilweise unter 100,- Euro. Doch was taugen diese Geräte eigentlich?
Ein Ratgeber für den Kauf eines Keyboards
Es ist wieder soweit: Die großen Discounter (und etliche andere Läden) werben auch in diesem Jahr wieder mit günstigen Einsteigerkeyboards. Die Marken, die sich dahinter verbergen, sind den meisten von uns (und übrigens auch den meisten Keyboardlehrern) vollkommen unbekannt: Weinberger, Classic Cantabile, Clifton, Bontempi, Funkey, Medeli, Schubert sind nur einige Vertreter, bei denen man eher an klassische Komponisten denkt als an Hersteller von elektronischen Instrumenten. Sie alle haben gemeinsam, dass sich diese Marken auf extrem günstige Keyboards spezialisiert haben.
Aktuelle Angebote von Aldi, Lidl und Co. – Funktionen, Eigenschaften, technische Daten!
In diesen Tagen bieten Discounter wie z.B. Aldi ein No-Name Keyboard für 89,- Euro mit der professionell wirkenden Bezeichnung LP-6210C an. In der Beschreibung werden vor allem Funktionen aufgelistet, die so selbstverständlich sind, wie ein Staubsaugerbeutel für den neuen Staubsauger oder das Lenkrad beim Autokauf. In der Tat geht es den Herstellern (und natürlich auch den Händlern) darum, mit langen Funktionslisten den Kunden zu beeindrucken. Frei nach dem Motto: Kann viel, muss gut sein. Aber mal Hand aufs Herz: Wenn du ein Auto kaufen willst, was nützt es da, wenn der Händler das supergünstige Auto wie folgt beschreibt:
- 3-Punkt-Sicherheitsgurt vorne und hinten
- 3 Bremsleuchten hinten
- verstellbare Außenspiegel
- Heckscheibenwischer
- Karosserie: 5-türig
- Lenkrad
- Reserverad mit Reifen
- Rücksitzbank
- Rücksitzlehne
- Schutzleisten lackiert
- Stoßfänger lackiert
- Airbag vorn
- Gepäckraumabdeckung
- Türgriffe außen lackiert
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen; eines wird dabei jedoch klar: Ohne das Produkt gesehen oder gehört zu haben, kann man in so einer Beschreibung so ziemlich jeden digitalen Chip auflisten, der irgendwie verbaut wurde. Auch im Laden lässt sich vom bunt bedruckten Karton nur schwer auf den Inhalt schließen. Wichtig ist daher, ein gewisses Grundverständnis zu haben, worauf es beim Keyboardkauf ankommt. Und genau diese Infos, erfährst du im Folgenden Abschnitt.
Augen auf beim Keyboardkauf! Welche Funktionen brauche ich?
Natürlich sind die technischen Eigenschaften wichtig! Ein paar Grundfunktionen sollte ein jedes Keyboard (auch für Einsteiger!) mitbringen:
- Anschlagsdynamische Tasten: Dieser Fachbegriff sagt lediglich, dass die Tasten auf die Anschlagsstärke des Spielers reagieren. Wird eine Taste langsam und sanft angeschlagen, wird der Ton leise wiedergegeben und umgekehrt wird der Ton laut wiedergegeben, wenn man schnell und mit viel Kraft auf die Tastatur drückt. Genau dieses Verhalten ist auch bei einem natürlichen Klavier ganz normal, daher sollte auch das Keyboard diese Funktion beherrschen. Leider ist das bei den ganz billigen Instrumenten nicht selbstverständlich.
- 61 Ungewichtete Tasten: Eine normale Keyboardtastatur hat in der Regel 61 Tasten. Ein klassisches Klavier mit 88 Tasten sogar noch mehr. Wer Keyboardspielen lernen möchte, ist mit 61 Tasten ausreichend bedient. Ungewichtete Tasten bedeuten, dass hier ähnlich wie bei einer Türklingel sehr leichte Plastiktasten mit einfachen Federn zum Einsatz kommen. Das spart Gewicht und ist für das Keyboardspielen gerade für junge Anfänger auch absolut ausreichend. Für diejenigen, die aber Klavierspielen wollen, ist das allerdings ein absolutes No-go!!! Hier werden unbedingt gewichtete Tasten gebraucht. Das gibt es bei Keyboards aber sehr selten.
- Sounds: Für unterschiedliche Stilrichtungen ist eine Auswahl an Klängen bzw. eingebauten virtuellen Instrumenten sehr wichtig. Leider lässt sich allein von der Anzahl der Sounds und Rhythmen nicht auf die Qualität schließen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Sounds und Styles an Bord sind, desto größer ist die Gefahr, dass der Klang minderwertig und blechern klingt. Warum das so ist, zeigt ein einfaches Beispiel: Jeder Klang besteht aus einer Tonaufnahme, die im Speicher ihren Platz braucht. Steht aus Kostengründen nur ein kleiner Speicherchip zur Verfügung (das ist bei den meisten Keyboards unter 200 Euro der Fall), müssen die einzelnen Klänge stark komprimiert werden. Verstärkt wird dieses Problem noch, wenn besonders viele Sounds auf dem gleichen Speicherchip untergebracht werden müssen. Da so gut wie kein Hersteller die Größe der Speicherchips preisgibt, hilft die Angabe der Sounds hier nur bedingt. Als Richtlinie werden meistens zwischen 300-500 Sounds im Einsteigerbereich angesehen. Hier hilft nur testen und ausprobieren; am besten über mehrere Tage oder Wochen hinweg, bis man in den verschiedenen Stilrichtungen die passenden Instrumente gefunden hat.
- Styles bzw. Begleitrhythmen: Jedes Keyboard lebt von der automatischen Begleitung, die der eingebaute Computer je nach den gedrückten Tasten zum eigenen Keyboardspiel ergänzt. Diese Begleitmuster greifen auf die eingebauten Sounds zurück. Daher hängt die Qualität der Begleitrhythmen direkt von der Qualität der Sounds ab. Noch wichtiger aber ist die Tatsache, dass Rhythmen immer noch von echten Musikern programmiert werden müssen. Diese aufwendige Arbeit macht das gute Spielgefühl aus, wenn man mit seiner One-Man-Band Spaß hat. Bei billigen Keyboards wird hier auf einfache und langweilige Standardrhythmen zurückgegriffen, die mal eben schnell aufgezeichnet wurden. Hier sollte unbedingt auf gute Qualität geachtet werden sollte. Daher möglichst immer Kostproben anhören und beurteilen, ob man diese Musik auch mehr als eine Stunde lang ertragen würde.
- Schnittstellen: Klar, einen Kopfhöreranschluss bietet heute so gut wie jedes Gerät. Moderne Instrumente bieten darüber hinaus auch einen USB-to-Host Anschluss. Hier lassen sich Computer oder Tablets anschließen und so auch andere Apps mit der Keyboardtastatur nutzen. Besonders spannend sind zum Beispiel Lern-Apps, die sich in Verbindung mit Tablets oder Handys nutzen lassen.
Das allerwichtigste Argument, das vor allen anderen stehen sollte, ist und bleibt die Klangqualität. Was nützen 100 Funktionen, wenn man vom Zuhören Ohrenschmerzen bekommt? Daher haben wir von Tastenexpress uns darauf beschränkt, nur die besten Einsteigermodelle anzubieten, die auch von Lehrern für Einsteiger empfohlen werden.
In Tests und Bewertungen hat sich dabei für Einsteiger vor allem das Yamaha PSR-E453 hervorragend bewiesen. Für wirklich schmale Budgets können wir das Yamaha PSR-E363 empfehlen. Wer eher auf Rockmusik steht oder lieber Techno und HipHop mit vielen elektronischen Klängen mag, wird vom Casio CT-X5000 bzw. dem kleineren Bruder CT-X700 begeistert sein.
Gerade wenn ein Instrument verschenkt werden soll (z.B. an Kinder oder an die Enkel), ist mit der Miete auf der sicheren Seite. Als Keyboardlehrer habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein gutes und hochwertiges Instrument entscheidend dazu beträgt, dass das Musizieren als Hobby viel länger Bestand hat, weil man sich auf das Klangerlebnis freut. Keyboards der Kategorie „Tischhupe“ sind nach meinen Erfahrungen fast schon eine Garantie, dass dieses irgendwann in der Ecke verstaubt und die Freude am Musizieren erfolgreich ausgetrieben worden ist.
Damit sich jeder einen eigenen Eindruck verschaffen kann, lohnt es sich, ein Keyboard erst mal nur zu mieten und dann in Ruhe zu entscheiden, ob das Instrument zu den eigenen Ohren passt. Bei Gefallen kann das Instrument dann einfach per Mietkaufoption übernommen werden.
Wer Fragen zum Thema Keyboards Fragen hat, kann uns gern über unser Kontaktformular anschreiben. Gestandene Keyboardlehrer wissen, mit welchem Instrument man am besten lernt! Schau dir unsere Auswahl an Keyboards einfach einmal an!