CASIO AP-300 vs. YAMAHA CLP 825: Kann Casio dem Marktführer das Wasser reichen?

Yamahas Clavinova Serie ist weltberühmt und bietet auch für Einsteiger empfehlenswerte Modelle, wie z.B. das CLP-825. Allerdings bezahlt man bei Yamaha auch immer einen gewissen Mehrpreis allein für die Marke. Ob es auch Alternativen zum CLP-825 gibt, wollten wir etwas genauer wissen und haben uns deswegen für diesen Artikel einmal das Casio AP-300 in derselben Preisklasse genauer angeschaut. Weitere Alternativmodelle in dieser beliebten Preiskategorie folgen.

Das Äußere

Das Gehäusedesign unterscheidet beide Instrumente schon auf dem ersten Blick: Das Yamaha CLP-825 zeigt sich in einem klassischen „Digitalpiano-Stil“, sowie niedriger Bauweise und flachem Spieltisch. Es ist mit 135 cm auch ein klein wenig schlanker als das AP-300 mit 140 cm. Das Casio AP-300 zeigt sich dagegen mit leicht erhöhtem Gehäuse oberhalb des Spieltisches. Ein besonderes Highlight ist hier der per Hand zu öffnende Klavierdeckel, der nicht nur eine rein optische Funktion hat: In der Tat verändert er wie beim akustischen Vorbild das Klangverhalten – und das trotz digitalem Zeitalter ganz ohne aufwendige Effektprozessoren (dazu später mehr). Beide Instrumente verfügen über einen bei Homepianos üblichen Tastatur-Schiebedeckel. Dieser hat bei dem Casio Piano zusätzlich beim Schließen eine Dämpfung. Das verleiht nicht nur ein gewisses Gefühl von Eleganz, sondern verringert für kleine Kinderhände die Einklemmgefahr und schont auch das Gehäusematerial vor unnötigen Stößen. Sehr schön, dieses kleine Detail.

Beide Instrumente gibt es in den üblichen Farbausführungen: schwarz matt, weiß matt und Rosenholz bzw. braun. Casio hat bei den neuen Modellen den braunen Farbton deutlich der Konkurrenz angepasst, sodass die Farbe braun nun dem Rosenholz Farbton der anderen Hersteller recht nahekommt. Das Yamaha CLP-825 ist anders als das Casio AP-300 zusätzlich noch gegen Aufpreis in schwarz Hochglanz erhältlich.

Die Tastatur

Beide Instrumente verfügen selbstverständlich über eine gewichtete 88 Tasten-Hammermechanik mit matten Tastenoberflächen, dem sog. „Ivory-Feel“, welches ein elfenbeinartiges Spielgefühl vermittelt. Neben diesem Spielgefühl hat man auch bei längerem Spiel einen besseren „Grip“ auf den Tasten, man rutscht nicht so schnell von den Tasten wie bei den glänzenden Tastaturen. Das Yamaha CLP 825 hat eine sehr saubere und genaue Tastenführung, nichts klappert oder federt nach. Besonderes Highlight ist hier die bereits integrierte Druckpunktsimulation, bei der während des Herunterdrückens der Taste auf halbem Wege ein kleiner spürbarer Widerstand eingebaut ist. Genau dieses Verhalten spürt man auch beim akustischen Vorbild, da dieser zum Weiterschwingen der angeschlagenen Saite technisch bedingt notwendig ist. Auch das Casio AP-300 verfügt über eine ausgereifte Tastaturmechanik mit Gewichtung, die während des Spielens gut spürbar ist. Casio verzichtet allerdings nicht nur hier, sondern auch in seiner gesamten Produktpalette konsequent auf eine Druckpunktsimulation. Ob man auf einen solchen Druckpunkt beim Herunterdrücken der Tasten wert legt, ist am Ende des Tages eine rein subjektive Angelegenheit – der eine mag es, der andere nicht.

Der Klang

Das Yamaha verfügt über insgesamt drei verschiedene Pianoklänge: CFX, Bösendorfer und einer weiteren Pianovariation. Das Casio hat insgesamt sechs Klavierklänge, aus denen man je nach Geschmack wählen kann. Allgemein hat das Casio einen wärmeren Klang als das Yamaha, auch ist das Dynamikverhalten beim Casio AP-300 etwas intensiver. Das Yamaha punktet dagegen mit mehr Brillanz im Klang. Der Klavierdeckel ist bei dem Casio sogar in drei verschiedenen Positionen verstellbar, was sich zusätzlich auf das akustische Verhalten auswirkt. Bei geöffnetem Klavierdeckel sitzt der Spieler in einem akustischen 180-Grad Halbkreis, wie bei einem offenen Flügel. Der Klang breitet sich ober- und unterhalb des Pianos aus. Das Ergebnis ist ein gut gelungener räumlicher Klangeindruck. Durch zusätzliche Surround-Einstellungen lässt sich der räumliche Eindruck beim AP-300 zusätzlich in drei Stufen digital unterstützt intensivieren. Bei dem Yamaha CLP-825 wirken die Lautsprecher nur nach unten. Dadurch ist das gesamte Klangverhalten indirekter.

Technik & Bedienung

Die Polyphonie der beiden Instrumente ist vollkommen ausreichend: das Yamaha CLP-825 verfügt über 256 Stimmen und das Casio AP-300 über 192 Stimmen. Das reicht im Alltag vollkommen aus um auch Klangkombinationen aus zwei Klängen (Layer) mit Haltepedal zu spielen, da sich hier die Polyphonie halbiert. Die Bedienelemente befinden sich beim Yamaha CLP-825 in Form von sieben Drucktastern links neben der Tastatur. An gleicher Stelle hat das Casio AP-300 sechs berührungsempfindliche und beleuchtete Touchflächen. Sehr schön: Die beleuchteten Bedienelemente schalten sich nach kurzer Zeit aus und werden somit „unsichtbar“ – ideal für Diejenigen, die mit dem Technik-Flair eines Digitalpianos eher wenig zu tun haben wollen. Diese Funktion lässt sich bei Bedarf auch deaktivieren, sodass das Panel immer sichtbar ist.

Die Bedienung der Funktionen ist bei beiden Pianos sehr ähnlich: Durch entsprechende Tastenkombination aus Bedientasten und/oder Klaviertasten lassen sich die verschiedenen Funktionen steuern. Das ist nicht immer sehr intuitiv, aber die wichtigsten Funktionen hat man nach einiger Zeit auswendig gelernt. Immerhin: Für eine bessere Übersicht sind die wichtigsten Einstellparameter bei dem Casio AP-300 dezent oberhalb der Klaviertasten aufgedruckt. Beide Instrumente lassen sich allerdings auch über eine dazugehörige App per Tablet/Smartphone ganz bequem via Bluetooth-Verbindung fernbedienen. Damit gestaltet sich die Bedienung bei beiden Modellen deutlich komfortabler. Bei Casio fällt auf, dass die App insgesamt bunter und verspielter wirkt als bei Yamaha – ideal für z.B. experimentierfreudige Kinder.

Außerdem hebt sich das Casio durch eine zusätzliche Bluetooth-Audio (Zuspieler) Funktion hervor. Durch die Bluetooth-Audio-Funktion lassen sich Musikstücke oder auch spezielle Übungsstücke aus der eingebauten Bibliothek oder der App des Smartphones/Tablets über das Piano wiedergeben. Beide Instrumente verfügen über eine 2-spurige MIDI-Aufnahme Funktion, sodass man praktisch in der Lage ist mit sich selbst maximal 6-händig zu spielen. Das Casio AP-300 verfügt zusätzlich noch über eine Audio-Aufnahme Funktion über USB-Stick, welche in dem Standardformat WAV speichert und somit vielseitig verwendbar ist. Das ist praktisch, wenn man für die eigene Erinnerung (oder auch als Geschenk für andere) eine schnelle Aufnahme in Studioqualität anfertigen möchte.

Fazit

Im Endeffekt ist es Geschmacksache, welchem Modell man den Vorzug gibt. Unser Eindruck im Team ist diesbezüglich auch sehr unterschiedlich. Grundsätzlich zeigt Casio mit dem AP-300, dass es durchaus mit Yamahas berühmter Clavinova Serie mithalten kann, und durch das ein oder andere zusätzliche Detail insgesamt nicht nur vielseitiger und optisch moderner ist, sondern auch das bessere Preis-/Leistungsverhältnis bietet. Das Yamaha Modell fokussiert sich dagegen eher auf solide und qualitativ hochwertige Grundfunktionen. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, diese beiden Instrumente bei Gelegenheit bei uns vor Ort zu vergleichen.

Weitere Details gibt es unter den entsprechenden Produktbeschreibungen: